Jahresberichte

Das Flüchtlings-Hilfswerk „Hawar“ – Kontinuität und Entwicklung

Das „Hilfswerk Hawar“ realisierte nach dem Erfolg der ersten Hilfsaktion im Nordirak 2015 und 2016 zwei weitere Hilfslieferungen und weitet seine Aktivitäten auf die Region Köln aus.

Das Hilfswerk Hawar wurde im Oktober 2014 gegründet. Entsetzlicher Anlass war der Überfall der Terrormilizen des Islamischen Staats auf das Hauptsiedlungsgebiet der Jesiden, die Sindjar-Region, in der Nacht vom 2. auf den 3. August 2014. Mehrere Tausend Männer wurden hingerichtet, ca. 7.000 Frauen und Kinder versklavt, Tausende gelten als noch als vermisst. Zehntausende flohen in das Singjar-Gebirge und leben heute in Flüchtlingscamps oder Notunterkünften, zumeist in menschenunwürdigen Verhältnissen.

Bereits wenige Monate nach der Gründung von Hawar – Ende 2014 – konnten drei junge Studentinnen mit Spendengeldern in Höhe von 11.600 Euro in den Irak reisen, kauften davon große Mengen an Kleidung und Schulmaterial und verteilten alles an die Flüchtlinge. 2015 und 2016 fanden zwei weitere Reisen in die Sindjar-Region statt, jeweils mit etlichen Tausend Euro Spendengeldern im Gepäck.

Warum selbst dorthin reisen und die gesammelten Spenden nicht einfach an eine Hilfsorganisation weiterleiten? Wir wollen sicher sein, dass die Spenden unmittelbar für die Flüchtlinge verwendet und für deren dringlichste Bedarfe eingesetzt werden. Die Reisenden waren mit der Kultur und den Bedürfnissen der Menschen vertraut und verfügten über gute Kontakte für den Wareneinkauf.

2015 – die zweite Reise in den Nordirak

Am 23. September 2015 flogen Aktive des Hilfswerks für drei Wochen erneut in die autonome Region Irakisch-Kurdistan in den Norden des Irak, im Gepäck 23.500 Euro. Allein 10.000 Euro hatten die Beschäftigten der Stadt Köln gespendet. Hinzu kamen viele private Spenden. Von diesen Geldern kauften wir vor Ort 30 Tonnen Nahrungsmittel, vor allem Bulgur, Tomatenmark, Tee, Öl, Salz und Zucker. Für mehr als 1.600 Kinder kaufte Hawar Schulranzen, Mäppchen und Schreibmaterialien, aber z. B. auch Zahnbürsten und Zahncreme. Zudem stellten wir für die Kinder Hunderte von Kleidung-Sets zusammen.

Anders als im Jahr zuvor besuchten wir nicht nur sicheres Gebiet, in dem die Flüchtlinge in geordneten Lagern und in festen Notunterkünften leben und Schulen für die Kinder eingerichtet sind. Wir reisten auch in das unsichere Sindjar-Gebirge, in der ca. 3.000 Familien lebten, deren Situation dramatischer war. Zudem verteilten wir die Hilfsgüter nicht nur in jesidischen Flüchtlingslagern, sondern auch an Christen, die als ebenfalls verfolgte religiöse Minderheit Ziel der IS-Aggression geworden waren.

2016 / 2017– die dritte Reise in den Nordirak

Die dritte Reise von Hawar in das Sindjar-Gebirge fand vom 20.12.2016 bis zum 03.01.2017 statt. Für den Kauf von Waren standen an Spendengeldern 17.200 Euro zur Verfügung. Auch diesmal setzten die Hawar-Aktiven die Gelder in Lebensmittel und Schulausrüstung und Kleidungs-Sets für 1.500 Kinder um. Für die Kinder im Gebirge war die Kleidung besonders wichtig: Es lag Schnee, trotz der tiefen Temperaturen liefen viele Kinder noch barfuß oder trugen Sommerschuhe. Entsprechend bestanden die Sets aus Winterjacke, Winterschuhe, Pullover, Schal, Handschuhe, Mützen und Socken.

Wie bei der zweiten Reise wurden neben den Jesiden auch christliche Flüchtlingskinder unterstützt. Ein Teil der Lebensmittel ging an christliche Waisenhäuser und Hawar bescherte pünktlich zu Heiligabend in einigen Dörfern die Kinder christlicher Familien.

Wir möchten an dieser Stelle noch einmal allen Spendern danken. Ursula und Bernhard Oppermann haben bereits zum dritten Mal eine Glühwein-Aktion gestartet, die zuletzt knapp 700 Euro für Hawar erlöste. Die Lise-Meitner-Gesamtschule in Köln-Porz spendete 2.000 Euro und das Erzbischöfliche Irmgardis-Gymnasium Köln verkaufte zugunsten von Hawar etliche Torten und Kuchen. Das Ehrenfelder Magazin „Veedelfunker“spendete uns und auch Schirmherr Andreas Kossiski finanzierte uns einen Flug in den Irak. Wir danken Herrn Piel für die Medikamentenspende und den Beschäftigten der Stadt Köln für ihre Spenden im Rahmen der ProCent-Aktion, der Paderborner Hochschulgruppe KurdS-PB für ihre Wohltätigkeitsaktion, und den vielen weiteren privaten Spendern.

Verteilung der Winterkleidung und Winterschuhe im Shingal-Gebirge – Januar 2017
Verteilung der Ware – jedes Kind bekommt von uns eine Jacke, ein Paar Schuhe und Sets aus Handschuhen, Mützen und Schals – Shingal-Gebirge im Januar 2017

 

 

 

 

 

 

 

 

Ein kleines Geschwisterpaar wird von uns versorgt – Shingal-Gebirge Januar 2017

 

Kleines Mädchen im Shingal-Gebirge wird von uns mit Winterkleidung und Winterschuhe versorgtc- Januar 2017
Nach der Verteilung im Gebirge haben wird auch Kinder und Jugendliche in verlassenen Häusern versorgt, hier waren wir im Sheikhan-Gebiet unterwegs – Januar 2017